Die besten Texte sind verständlich, klar und genau. Das gilt für kurze ebenso wie für ein ganzes Buch. Ihre Leser werden es Ihnen danken.
Sie wollen sich mitteilen. Was liegt da näher als so zu schreiben, dass sie jeder versteht. Das ist manchmal erstaunlich anspruchsvoll. Aber immer erfolgreich. Schreiben Sie so anschaulich und treffend wie möglich: Je genauer Sie sind, desto anschaulicher bilden Sie die Wirklichkeit ab. Und dienen wiederum der Verständlichkeit. Setzen Sie nie zuviel voraus. Sie haben in Ihrem Beruf Jahre und Jahrzehnte gearbeitet, er ist Ihnen in Fleisch und Blut übergegangen. Alle Handgriffe, jede Begrifflichkeit. Für den Laien sind das böhmische Dörfer. Erklären Sie diese.
Seien Sie so genau wie möglich
Ein paar Beispiele, wie Sie genauer und anschaulicher schreiben:
25 Prozent – ein Viertel (besser); Infrastruktur – eine Straße bauen (besser); nach einiger Zeit – genau 43 Minuten später … (besser); das Fest war gut besucht – mit 700 Besuchern war die Halle ausgebucht (besser); Tier – Hund, Katze, Maus; Verwandter – Vater, Mutter, Onkel.
Geschichte vor der Geschichte
Erzählen Sie die Geschichte vor der Geschichte. Alles, was Ihnen im Leben begegnet und Sie prägt, hat eine Vorgeschichte. Ihre Eltern, ein Beschluss des Stadtrats, eine gesellschaftlicher Mangel – Vorgeschichten zu Ihrem Entschluss, in die Produktion Ihrer Waren einzusteigen. Erzählen Sie davon. Die Vorgeschichte = das Warum bei den W-Fragen.
Wiederholen ist gut
Wiederholen Sie. Was Deutschlehrer erzürnt, dient der Verständlichkeit. Und die geht immer vor der Schönheit des Ausdrucks. Dreimal im Text Feuerwehrmann zu schreiben ist immer noch besser als „Brandschützer“ (schützt er Brände?) oder gar „Blauröcke“ – aus Angst, das „Ding beim Namen zu nennen.“ Oder gar die Marotten des Spiegels zu übernehmen, der neue Wörter erfindet und darauf auch noch stolz ist. Das ist oft peinlich, meist aber unverständlich. Und verstößt so gegen das Gebot, dass wir uns verständlich ausdrücken sollen.
Erweitern Sie Ihren Wortschatz
Die Suche nach dem treffenden Wort lohnt sich. Beim Schreiben haben wir mehr Zeit als beim Sprechen. Benutzen Sie Synonym-Wörterbücher. Lesen Sie gute Zeitungen und Bücher; das erweitert Ihren Wortschatz. Sie haben dazu auch noch beim Schreiben Ihres Buches Zeit.
Vorsicht vor schiefen Bildern
Vorsicht mit Sprach-Bilder und Sprach-Klischees. „Das Herz des Bürgermeisters schlägt in einer Reiterhose“ geht – sprachlich gesehen, in diesselbe. Geizen Sie mit Fremdwörtern. Versuchen Sie es in Deutsch, das ist doch Ihre Muttersprache. Gibt es kein deutsches Wort dafür, nehmen Sie das Fremdwort – aber erklären Sie es auf jeden Fall.
Kein Nominalstil
Vermeiden Sie Behörden-Deutsch, der sich in unverständlichen Substantiven gefällt. Juristen schreiben übrigens auch nicht besser. Sie versuchen, sich über-exakt auszurücken, damit man ihnen juristisch nicht am Zeug flicken kann. Das zieht aber in der Regel völlig unverständliche Satzgebilde nach sich. Gepaart mit einem Nominalstil. Natürlich müssen Sie bei Ihrem Buch aufpassen, dass Sie keine Regeln oder Gesetze verletzen; aber Sie sollten erst einmal flüssig formulieren, dann Ihren Anwalt über die inkriminierten Stellen lesen lassen; wenn es kitzelig wird. Das genügt.
Führen Sie nie durch
Manche Wörter sollten Sie ganz vermeiden. Durchführen gehört dazu. Es ist ein hoheitlicher Begriff. Von einer Obrigkeit, die etwas durchzieht, ob die Betroffenen das wollen oder nicht. Wenn die Polizei eine Razzia durchführt, dann mag das noch angehen; ein Fest, einen Vereinsausflug oder ein Vernissage führt man aber nicht durch. Außerdem stammt das Wort aus dem Dritten Reich, zumindest erlebte er hier seine freudigste Würdigung. BSP: „Die Durchführung des Feuerwehrfestes der Stadt Offenburg oblag dem dritten Zug.“ Besser: „Der dritte Zug der Berufsfeuerwehr organisierte das Feuerwehrfest der Stadt Offenburg.“
Also: organisieren Sie, machen Sie, veranstalten Sie, bieten Sie an, laden Sie ein zu, halten Sie ab – aber führen Sie bitte NIE durch.
Zusammenfassend zur Behördensprache zitieren wir Helmut Hammerschmidts sarkastischen Satz : „Warnung vor Verhunzung der Wortbildung bei Berichterstattung und Schilderung.“
Der Autor

Klaus Krüger
Für den Journalist ist das Schreiben seit jeher eine echte Leidenschaft. Am liebsten beschäftigt er sich dabei mit Menschen.